Informationen zum germanischen Holzhandwerk der frühen römischen Kaiserzeit (1. bis 2. Jh. n.Chr.) können aus unterschiedlichen Quellen
gewonnen werden.
Zu nennen sind zunächst die Grabfunde, die den Toten der Beigabensitte entsprechend mit ins Grab folgten. Für Holzfunde sind dabei die Überlieferungsbedingungen besonders schlecht. Zum einen
wurden die Toten bei der Beisetzung mit ihren Beigaben verbrannt, zum anderen kann sich Holz im Boden nur unter besonderen, sehr seltenen Bedingungen über lange Zeit hinweg erhalten. Im Grab Nr. 51 von Prositz in
Sachsen fand man von dem ursprünglich sicher vorhandenen Holzeimer nur noch den Henkel samt Henkelösen aus Eisen.
Einen weiteren Hinweis auf das Aussehen von Holzgefäßen bringt ein Schmuckstück aus
Kleinzerbst in Mecklenburg. Es handelt sich dabei um einen nur etwa 3 cm großen Anhänger, der in Form eines kleinen Holzdaubeneimers gestaltet ist. Sogar die metallenen Beschläge sind au f ihm zu erkennen. Aus
diesen beiden Funden läßt such die Form eines Holzeimers der frühen römischen Kaiserzeit rekonstruieren.
Noch seltener sind im allgemeinen Holzreste aus Siedlungsgrabungen. Unter diesen nimmt der Fundort
Feddersen Wierde in Schleswig-Holstein eine Sonderstellung ein. Durch die erhöhte Bodenfeuchtigkeit wurden hier organische Materialien konserviert. Darunter befanden sich auch Löffel, Töpfe, Schüsseln, Wannen, Körbe
und sogar Reste von Spanschachteln. Die geschnitzten Gefäße weisen auf einen hohen Stand des handwerklichen Könnens hin.
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