Die Nadelbindung
(nach M. Brodens "nalebinding") ist eine sehr alte Textiltechnik. Das Maschenbild ähnelt, oberflächlich gesehen, dem des Strickens oder Häkelns, dieses "Ein-Nadel-Stricken" entspricht aber eher einer Stopftechnik, bei der Fadenschlaufen miteinander vernäht werden. Im Unterschied zu den heute bei uns gebräuchlichen Techniken läuft bei der Garnbindung der Faden nicht vom Knäuel, sondern es müssen längere Fäden miteinander verknüpft werden. Dieser Nachteil und die Tatsache, dass man das Werkstück nicht einfach wieder aufziehen kann, sondern Stich für Stich zurücknähen muss, haben vermutlich dazu geführt, dass die Nadelbindung in unserem Gebiet verdrängt wurde. Doch sollen auch die Vorteile dieser Technik nicht übersehen werden: Die Muster, die durch verschiedene, z.T. sehr komplizierte Stichtechniken entstehen, sind sehr dekorativ, die Werkstücke (natürlich auch abhängig vom Material) fest und dauerhaft. Sie können durch verfilzen (walken in warmer Seifenlauge) wasserundurchlässig gemacht werden. Durch bestimmte Stichtechniken können Kleidungsstücke hergestellt werden, deren Gewebe aus scheinbar zwei Lagen zu bestehen scheint: einer festen, kleinmaschigen Schicht, häufig nach außen getragen und einer grobmaschigen inneren Schicht, die als wärmendes Luftpolster nach innen getragen wurde. Bei Verletzung des Gewebes konnten sich keine Laufmaschen bilden, eine Reparatur eines Loches oder Risses ist also einfacher.
Die ältesten Funde stammen aus der jüngeren Steinzeit (ein Bastnetz, Schweden), Bronzezeit (ein Frauenhemd, Schweden), 1. Jh. (Fäustlinge, Schweden, Asle-Moor), 4.-6. Jh. (Socken, Ägypten), 10. Jh.
(Fäustlinge, Island). Funde aus dem Mittelalter sind häufiger, sie stammen hauptsächlich aus Skandinavien, Finnland, Polen und Russland, seltener aus Mitteleuropa. Bei den gefundenen Werkstücken handelte es sich
meist um Kleidungsstücke (Socken, Fäustlinge, Fingerhandschuhe, Mützen, Hemden) oder Gebrauchsgegenstände (Milchseiher, Beutel). Zur Herstellung wurden Nadeln aus Holz, Horn, Knochen oder Bronze verwendet, meist 5-8
cm lang, 3-10 mm breit, mit stumpfer Spitze und großem Öhr, der heutigen Stopfnadel ähnlich. Die verwendeten Materialien waren Schafwolle, Leinen oder Bast. Die Technik der Nadelbindung wird auch heute noch in
den skandinavischen Ländern, baltischen Staaten, im ostdeutschen und sorbischen Gebiet, in Anatolien, Armenien, im Iran und von den persischen Nomaden praktiziert. Die Technik
Der Anfang
Man unterscheidet zwei unterschiedliche Anfangstechniken : Die Startschlaufe für alle runden oder schlauchförmigen Werkstücke wie
z.B. Socken, Mützen, Fäustlinge, Milchsiebe etc. Hierbei wird eine Anfangsschlaufe gebildet und mit weiteren Schlaufen umnäht, bis eine Basis für den eigentlichen Grundstich vorhanden ist.
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