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Alltagsleben im 1. Jh. n. Chr.

Korbflechterei

Was zeigt Ars Replika?

Vorführung der verschiedenen Techniken des Korbflechtens
Herstellung von Flechtwerkzäunen

Korbwaren und andere geflochtene Gefäße gehören zu den ältesten Gebrauchsgegenständen der Menschheit. In ihrer historischen Entwicklung stehen sie neben den Tongefäßen oder gehen deren Nutzung zeitlich voraus. Die Form und das Material von Geflechten ist ebenso zahlreich wie ihre Verwendungsmöglichkeiten. Korbwaren und andere Geflechte spielten eine wichtige Rolle im täglichen Leben der Menschen seit dem Neolithikum. Leider sind sie nur bruchstückhaft überliefert geblieben, da sie aus vergänglichen Materialien gefertigt worden sind.

Das Flechtmaterial

Die bekannteste und wohl am häufigsten verwendete Pflanze ist die Weide. Die Weide – Gattung Salix – gehört neben den Pappeln zur Familie der Salicacaeae. Es gibt bis zu 500 verschiedenen Arten, bzw. Kreuzungen und Unterarten. Weiden gedeihen gerne in der Nähe von Wasser, also an Flüssen, Seen und Auen, sie wachsen aber auch im Hochgebirge. Die meisten Salix-Arten entwickeln sich zu kleinen bis hohen Sträuchern, einige wachsen zu Bäumen heran. Viele Strauchweiden entwickeln im Sommer lange, biegsame Triebe, die bis zum Herbst verholzen. Diese Ruten werden zum Korbflechten verwendet. Die Nutzungswuchsform der Weiden ist die sogenannte Kopfweide. Durch gezieltes zurückschneiden wird ein bis zu 70 cm hoher verdickter Stamm gezogen – der Kopf – aus dem jedes Jahr die Ruten wachsen. Als Kopfweiden sind besonders Silber-, Mandel-, Hanf- und Bruchweide geeignet. Die Ernte erfolgt immer im Herbst, nach der Entlaubung. Die Weidenruten werden den Winter über getrocknet und können im nächsten Jahr verarbeitet werden. Weiden können roh – also mit Bast-, geschält und gekocht verwendet werden. Je nach Art müssen sie jedoch vor der Verarbeitung einige Stunden bis 2 Wochen gewässert werden.

Neben den Weiden können zahlreiche andere Materialien verwendet werden: Riedgrasgewächse wie Seegras, Esperato, Schilf und Binse werden vor allem für Matten, Hüte oder Stuhlgeflechte genutzt. Verholzte Pflanzenteil können wie Weiden verwendet werden. Ranken wie Waldrebe, Hartriegel, Schneeball und Brombeere aber auch Haselnussruten sind gut als Wickeleinlage bei Körben zu verwenden. Der innere Teil der Birkenrinde lässt sich wie Leder verarbeiten. Aus Birkenrinde lassen sich besonders gut Dosen und Schalen herstellen. Hölzer, z.B. Fichte lassen sich in Bänder aufspalten, die verflochten werden können.

Nutzung und Überlieferung

Körbe eignen sich besonders zum Transport und zur Aufbewahrung. Die Korbwaren wurden sowohl im häuslichen Bereich, als auch in der Landwirtschaft genutzt. Tragekörbe wurden z.B. zum Sammeln von Holz genutzt, oder zum Transport schwerer Lasten.

Korbreste sind uns ab dem Neolithikum in Mooren oder Feuchtgebieten erhalten. Funde aus römischer Zeit stammen häufig aus Brunnenschächten. Bedeutende Funde stammen auch aus den römischen Stätten, die durch den Vesuvausbruch zerstört wurden. In Ägypten und Mesopotamien blieben Korbwaren durch das trockene Klima hervorragend erhalten.

Aus der Antike haben wir zahlreiche Abbildungen auf Stelen oder Keramik und schriftliche Überlieferungen über die Verwendung von Korbwaren. Der römische Schriftsteller Columella beschreibt in seinem Buch über den Landbau die Verwendung im Weinbau. Die gelesenen Trauben wurden mit Tragekörben transportiert. Das Fassungsvermögen dieser Trägekörbe gibt er mit etwa 26l und 87l an. Die größten nachgewiesenen Weidengeflechte waren Futterkörbe mit einem Fassungsvermögen von ca. 174l.  Flache Korbwannen und Siebe wurden zum Keltern der Weintrauben verwendet.

Ebenso spielten Korbwaren bei der Getreideernte eine große Rolle und nicht nur beim Transport. Das Getreide wurde in einer Korbschwinge von der Spreu gereinigt.

Sehr dicht geflochtene Körbe wurden zur Herstellung von Käse verwendet. Die geronnene Milch wurde eingefüllt und die Molke konnte langsam abfließen. Diese Körbe wurden auch zum Einlegen von Gemüse verwendet, wobei das Gemüse in Salzlake gelegt wurde, die mit der Zeit abfloß.

Bienenkörbe konnten aus Weiden, Pfriemgras oder Rinden geflochten werden. Die Presskörbe für den Honig waren meist aus Weiden und ähnelten den Kelterkörben.

Flaschenkörbe aus Weiden, Binsen oder Stroh wurden häufig zur Ummantelung von Glasflaschen oder Tonkrügen gebraucht. Im Fayûm wurde ein vollständig erhaltener Glaskrug aus der römischen Kaiserzeit gefunden, dessen Schutzkorb ebenfalls erhalten ist. Auch Tonschalen wurden mit einem Korbgeflecht umgeben. In einer Villa rustica bei Mönchengladbach wurde in einem Brunnenschacht ein Terra sigillata - Schälchen mit einer Ummantelung aus Weidengeflecht gefunden.

Zahlreiche Funde und Abbildung belegen den Gebrauch von Weidengeflechte als Fischreusen, wobei Formen und Art des Geflechtes sehr variieren.

Korbmöbel sind schon für die frühen Hochkulturen und in Ägypten bezeugt. In etruskischen Gräbern wurden steinerne Nachbildungen von geflochtenen Sesseln gefunden. Korbsesselnachbildungen fanden sich ebenfalls in einem Römischen Grab aus dem 2. Jh. n.Chr. in Köln-Weiden. Korbstühle sind auf zahlreichen Stelen abgebildet und als Kleinbronze erhalten. Gerade bei römischen Frauen waren diese Korbstühle sehr beliebt. Neben den Korbstühlen gibt es auch Abbildungen von Korbtruhen.

In der Architektur spielen Geflechte eine bedeutende Rolle. Vorgeschichtliche Häuser waren in der Regel aus Geflechten hergestellt, die mit Lehm verstrichen wurden. Zahlreiche Hüttenlehmbrocken mit den Abdrücken der vergangenen Geflechte belegen dies. In Feddersen Wierde hat sich ein Erdspeicher aus dem 3. Jh. n.Chr. erhalten, der mit einer Wand aus Flechtwerk ausgekleidet worden ist. Häufig wurden auch Zäune aus Flechtwerk verwendet. Auch geflochtene Brunnenkörbe haben sich erhalten.

Korbgefäße spielten auch im Totenkult eine Rolle, allerdings sind sie nur in den wenigsten Fällen erhalten geblieben. Meistens wurden Körbe als Grabbeigaben oder als Gefäß für Grabbeigeben, z.B. Speiseopfer, Glasgefäße, ... mitgegeben. Aber Körbe sind auch als Urnen oder Ossuarien besonders in Ägypten und im Nahen Osten belegt.

Literatur:

Blümmer H (1912) Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und  Römer I²: Die Fabrikation
     geflochtener Waren, 293 - 312
Brockmann A (1882) Hand-, Lehr- und Musterbuch für Korb- und Strohgeflechte, Weimar; Neudruck 1984
Gaitzsch W (1986) Antike Korb und Seilerwaren, Stuttgart
Verdet-Fierz B Und R (1993) Anleitung zum Flechten mit Weiden, Bern, Stuttgart, Wien
Vogt E (1937) Geflechte und Gewebe der Steinzeit, Basel
Will C (1978) Die Korbflechterei, München
Wright D (1977) The complete book of baskets and basketry
 

Museen:

Deutsches Korbmuseum, Michelau, Oberfranken
Korbmuseum Grimma, Leipzig
Korbmachermuseum Dahlhausen, Beverungen
Museum für Kunstgewerbe, Dresden

 

 

Herstellung von Körben und Flechtwerkzäunen

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