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Die Germanen der frühen Kaiserzeit kannten vielerorts die schnell drehende Töpferscheibe noch nicht. Die Gefäße wurde per Hand aus Tonfladen und
–wülsten aufgebaut.
Durch verschiedene Magerungsmittel (z. B. Häcksel, Schamotte) wußte man die Eigenschaften des Töpfertones zu beeinflussen. Neben grob gemagerter
Gebrauchsware gab es auch qualitätvolle Gefäße mit glänzend polierter oder engobierter Oberfläche. Die Gefäßoberfläche konnte durch Rauhen mit Schlick, Fingerkniffe, Eindrück- und Ritzdekore verziert werden. Das
Repertoire umfaßte Koch- und Vorratstöpfe, Becher, Näpfe, Schüsseln und Terrinen.
Im Gegensatz zum römischen Geschirr zeichnen sich keine Geschirrsätze ab. Entweder wurde die Keramik in Töpferöfen gebrannt - bei Ausgrabungen
wurden sogar tragbare Brennöfen nachgewiesen – oder man begnügte sich mit dem Feldbrand, da hierfür der Aufwand gering war.
Ars Replika führte bei dem Römerfest in Bad Gögging im Juli 2003 zwei Meilerbrände durch: In eine gut 0,5 m tiefe Grube mit flacher Sohle wurde
das lederhart getrocknete Brenngut zusammen mit gut abgelagerten Holzscheiten eingeschichtet. Holzscheite zwischen den einzelnen Gefäßen verhinderten, daß Scherben platzender Gefäße umherflogen und benachbarte
Gefäße beschädigten. Schließlich wurde die Grube mit weiteren Scheiten kegelförmig aufgefüllt und die Ritzen mit Stroh ausgestopft. Um den Grubenrand wurden Teile des Aushubs angeschüttet. Der Meiler brannte
zunächst mit hoher und heller Flamme. Nach einer Stunde brannte das Feuer nur noch mit kleiner gleichmäßiger Flamme; die oberen Scheite waren verkohlt und der Kegel zu einem flachen Haufen zusammengesunken. Es
entwickelte sich kaum Rauch. Nach weiteren eineinhalb Stunden war die Mitte des Meilers trichterförmig abgesunken. An der Oberfläche hatte sich eine dicke weiße Schicht Pottasche gebildet. Darunter glühte der Meiler
beständig vor sich hin. Eine Stunde später war das Holz soweit niedergebrannt, daß die ersten Gefäße sichtbar wurden. Schließlich lagen, viereinhalb Stunden nachdem der Meiler angesteckt worden war, die noch
glühend heißen Gefäße nahezu frei auf der Grubensohle; vom Brennmaterial blieben lediglich wenige Hände voll feine, weißgraue Asche übrig. Der überwiegende Teil der Keramik (ca. 80%) wies weder Abplatzungen noch
Risse auf; die Stücke waren ziemlich hart gebrannt, einige sogar klingend hart und damit wasserdicht. Nach Adam Winter müssen Temperaturen zwischen 800 und 900 C erreicht worden sein. Da die Sauerstoffzufuhr nicht
geregelt und daher keine konstante Atmosphäre aufrechterhalten werden konnte, reichte das Farbspektrum von tiefschwarz über ocker und graubraun bis hin zu orangerot. Typisch war die stark gefleckte Oberfläche
zahlreicher Gefäße.
Zum Weiterlesen:
S. Biegert et al. (Hrsg.), Beiträge zur germanischen Keramik zwischen Donau und Teutoburger Wald, Kolloquien
zur Vor- und Frühgeschichte 4, Bonn 2000 B. A. Greiner/M. Thomas (Hrsg.), Hiems fecit. Praktische Untersuchungen zur antiken Keramik, Fs Adam
Winter, Remshalden 2003 W. Haarnagel, Die Grabung Feddersen Wierde II. Methoden, Hausbau, Siedlungs- und Wirtschaftsforme
sowie Sozialstruktur, Wiesbaden 1979 M. Lüdtke/K. Dammers, Die Keramikherstellung im offenen Feldbrand in: Experimentelle Archäologie.
Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 4, Oldenburg 1990, S. 321-7 Dies., Die einfachste Art Keramik zu brennen. Der offene Feldbrand in: Experimentelle Archäologie.
Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 13, Oldenburg 1996, S. 82ff
D. Walter, Germanische Keramik zwischen Main und Taunuslimes, Freiburger Beiträge zur Archäologie und Geschichte des 1. Jahrtausends 3, Rahden 2000
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